Auch Frauen brauchen sichere Medikamente

Die Arzneimittelversorgung für Frauen ist schlecht - so lautet das Fazit eines Fachsymposiums in Berlin. Es zeigte sich: Frauen bekommen notwendige Medikamente seltener verschrieben als Männer. Frauen müssen Arzneien nehmen, die nicht oder nur unzureichend an Frauen getestet sind. Frauen werden mit fragwürdigen Präparaten und nicht nach dem neusten Wissensstand behandelt.

Vor dem Hintergrund steigender Ausgaben für Arzneimittel hatte die Barmer-Ersatzkasse im Dezember 2002 zum 3. Arzneimittelsymposium nach Berlin eingeladen. Für die Krankenkasse ist das Thema "Arzneimittelversorgung für Frauen" von besonderer Bedeutung: Zwei Drittel ihrer Versicherten sind Frauen.

Herzinfarkt: Frauen erhalten selten notwendige Cholesterinsenker

Die Arzneimittelversorgung von Frauen schneidet schlecht ab, resümierte Prof. Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen. Glaeske hatte Barmer-Arzneimitteldaten von 29.212 Männern und 23.141 Frauen mit der Diagnose Kerz-Kreislauf-Erkrankungen analysiert. Davon hatten 5.835 Männer und 4.615 Frauen einen Herzinfarkt. Bei der anschließenden Arzneimitteltherapie zeigten sich gravierende Unterschiede: Frauen bekamen deutlich seltener die nötigen Cholesterinsenker (Cholesterin-Synthese-Enzym-Hemmer). Doch es sei durch viele Studien (z.B. Care- oder LIPID-Studie) belegt, dass Patienten mit einem Herzinfarkt schon bei normalen Cholesterinwerten frühzeitig und auch dauerhaft mit Cholesterinsenkern behandelt werden sollten. Durch diese konsequente Therapie könnten sowohl die Todesfälle als auch die Zahl der Herzinfarkte gesenkt werden. Glaeske forderte daher, dass die Qualität der Arzneimitteltherapie für Frauen rationaler werden und sich stärker an vorhandenem Wissen ausrichten müsse.

Medikamente werden meist nur unzureichend an Frauen getestet

Große klinische Studien zur Wirksamkeit von Medikamenten bei Herzerkrankungen hätten Frauen in der Vergangenheit aufgrund der hohen Risiken (Fruchtschädigung) oder der komplexeren Auswertung (Hormonspiegel) häufig nur unzureichend eingeschlossen, kritisierte Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek. 10% Frauenanteil seien keine Seltenheit, sagte die Expertin, die den in Deutschland bislang einzigen Lehrstuhl für Frauenspezifische Gesundheitsforschung mit Schwerpunkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen an der Charité innehat. Wie wichtig eine geschlechtsspezifische Auswertung sei, habe die Digitalis-Überlebensstudie (Dig-Studie) gezeigt. Erst in der Nachanalyse der Dig-Studie (Rathore, 2002) wurden geschlechtsspezifische Kriterien ausgewertet. Das Ergebnis war ernüchternd: Frauen, die Digitalis-Präparate erhielten, starben häufiger als Frauen in der Placebo-Gruppe. Zwar seien die Gründe hierfür noch unklar, sagte Regitz-Zagrosek. Doch dieses Beispiel zeige, wie wichtig die Prüfung von Herz-Kreislauf-Mitteln an Frauen sei.

Östrogentherapie: Umdenken gefordert

Während Frauen bei Herz-Kreislauf-Medikamenten unterversorgt sind, bekommen sie bei einer Hormonersatztherapie in den Wechseljahren zu viele oder falsche Arzneimittel. Nach Auswertung der Barmer-Daten nehmen 45-55% der Frauen zwischen 50 und 70 Jahren Präparate mit Östradiol oder konjugierten Östrogenen, deren Nutzen in der Woman’s Health Initiative-Studie (WHI) stark bezweifelt wird. Die Studie war im Juli 2002 vorzeitig abgebrochen worden. Es hatte sich gezeigt, dass Frauen mehr Herzinfarkte, Lungenembolien, Schlaganfälle und Brustkrebserkrankungen erlitten, denen Östrogene gegeben worden waren. Hinsichtlich des Nutzens und der Kosten einer Hormonersatztherapie in den Wechseljahren müsse man sich auf einen Paradigmenwechsel einstellen, sagte Prof. Dr. Martina Dören vom Klinischen Forschungszentrum für Frauengesundheit in Berlin. Im europäischen Verordnungsvergleich sei Deutschland Spitzenreiter bei der Östrogentherapie.

Die Kritik, dass in der WHI-Studie ganz andere Präparate als in Deutschland zum Einsatz kamen, ließ Dören nicht gelten. "Es gibt so etwas wie einen Klasseneffekt von Östrogenen." Dören sieht einen gewaltigen Forschungsbedarf: Dazu müsse ein klinisch-epidemiologisch ausgerichtetes Gesundheitsforschungsprogramm für häufige Erkrankungen bei Frauen auf den Weg gebracht werden, gefördert durch öffentliche und Mittel der Krankenkassen. "Sonst bleiben wir weiter auf problematische Analogieschlüsse von Studienergebnissen aus anderen Ländern angewiesen", sagte Dören.

Gesundheit: Politik und Industrie müssen Frauen stärker beachten

"Wir brauchen eine Gesundheitspolitik, die die speziellen Probleme von Frauen berücksichtigt", sagte Staatssekretär Dr. Klaus Theo Schröder. Er forderte die Pharmaindustrie auf, mehr Frauen in die klinischen Studien einzubeziehen bzw. bei bestimmten Erkrankungen frauenspezifische Studien durchzuführen. Der "kleine Unterschied" sollte laut Schröder in Zukunft stärker in das Interesse von Forschern und Politikern rücken. Nur so könne jedem Patienten die richtige Therapie zur richtigen Zeit gewährt - und am Ende Kosten gespart werden.

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